Mit dem Rad durch das Oberpfälzer Seenland
Wackersdorf und Steinberg am See entdecken – das Herz
des Oberpfälzer Seenlands. Der Vier-Seen-Weg verdankt seinen Namen Steinberger
See, Murner See, Brückelsee und Knappensee, unseren vier größten Seen.
Der Rad-Rundweg ermöglicht
den Tourenstart theoretisch an jeder beliebigen Stelle. Der Großparkplatz in der Industriestraße (Industriestraße 1, 92442
Wackersdorf), der direkt an den Vier-Seen-Weg grenzt, bietet sich als Ausgangsort an. Neben WCs stehen hier rund 500 kostenfreie Parkplätze zur Verfügung, und zum ersten Highlight,
dem Murner See, sind es gerade einmal 500 Meter. Vom Parkplatz aus geht es los Richtung Norden und direkt nach dem Kreisverkehr biegst du in den Seerundweg des
Murner Sees ein. Am Rundweg, der als Naturlehrpfad interessante Informationen
und Einblicke in die Landschafts- und Kulturgeschichte der Region sowie in die
Pflanzen- und Tierwelt um den Murner See bietet, passierst du den Oberpfälzer
Märchengarten, die Naturkneippanlage, den Erlebnispark Wasser-Fisch-Natur und
den Aussichtsturm, bevor man über den Dammweg zwischen Murner See und
Brückelsee zum Badebereich des Murner Sees gelangt. Restaurant, Café, Imbiss,
WC, E-Bike-Ladestation – Wer möchte, findet hier die erste Möglichkeit zum
Auftanken.
Vom Murner See aus geht es nun
Richtung Knappensee und Steinberger See, inmitten friedvoller Wälder.
Zwischendurch kreuzt der Radweg die Industriestraße und passiert das ProKart
Raceland, die größte GoKart-Bahn Deutschlands. Vielleicht hast du das Glück,
zu einer der zum Teil internationalen Meisterschaften hinzuzustoßen und sich
von der Dynamik, dem Sound und dem Geruch von Benzin und verbranntem Gummi
mitreißen zu lassen. Auch man selbst kann hier sein Geschick an Leihkarts unter
Beweis stellen, oder zum gemütlichen Boxenstopp im ProKart-Bistro einkehren.
Die Industriestraße selbst, die mitten durch den Wald führt, kennen die meisten
unbewusst aus den Nachrichten um Pfingsten 1986 oder aus dem Geschichtsbuch.
Auf der einen Seite Wasserwerfer und Hundertschaften der Polizei, Hubschrauber
des Bundesgrenzschutz – auf der anderen Seite Demonstranten, Autonome. Es
fliegen Steine und Stahlkugeln, Reizgas und Gummigeschosse kommen zum Einsatz,
Fahrzeuge der Polizei gehen in Flammen auf: Die „Pfingstschlacht“ von
Wackersdorf. Nach dem Ende des Braunkohleabbaus soll in Wackersdorf eine
Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) für abgebrannte Brennstäbe aus Atomkraftwerken
ganz Deutschlands entstehen. Hunderttausende Menschen demonstrieren immer wieder,
die Proteste eskalieren immer häufiger. 1989 folgt der Baustopp – die Anlage
wird nie fertig gestellt. Stattdessen entsteht der heutige Wirtschaftsmotor des
Spitzenstandorts Wackersdorf. Und der Vier-Seen-Weg. Aber auch schon vorher,
während der Braunkohlezeit der Region, kam der Industriestraße eine besondere
Bedeutung als regelrecht pulsierende Braunkohleader zu. Denn vor den vier Seen
war die Region von Braunkohletagebauen geprägt. Nach ersten
Braunkohlefunden im 19. Jahrhundert wurden im 20. Jahrhundert rund 185
Millionen Tonnen Braunkohle gefördert – die letzte Tonne im September 1982.
Entlang der Industriestraße verlief ein Förderband, das die Kohle von den
Gruben, die wir heute unter anderem als Murner See und Brückelsee kennen, in
die Hochbunker Richtung Steinberger See transportierte. Übrigens macht die
Industriestraße ihrem Namen bis heute alle Ehre. Als das definitive Aus der WAA
besiegelt war, ließen sich internationale Konzerne und Industriebetriebe auf
dem geplanten WAA-Gelände nieder. Die Hauptzufahrt und Verbindung zur B85 und
A93 ist bis heute die Industriestraße. Die meisten Wackersdorfer Produkte
verlassen den Ort "unsichtbar" in geschlossenen LKWs oder im Falle
BMWs auf dem Schienenweg, manchmal begegnet einem an der Industriestraße aber
der ein oder andere Schwertransport mit einer der großen grünen
Spezialbaumaschinen aus dem Wackersdofer Sennebogen-Werk.
Nach der prominenten langen
Geraden und einem leichten Anstieg Wackersdorf erreicht. Der Radweg führt
direkt an Wackersdorf vorbei - doch der kurze Abstecher in den Ort lohnt sich.
Die Ortschaft bietet alle kulinarischen Möglichkeiten für eine ausgedehnte Rast, egal
ob Brotzeit, regionale, mediterrane Küche, Döner oder der Hopp-Off am
Supermarkt. Auch ein Besuch des Wackersdorfer Panoramabads direkt neben dem
Wasserturm gelegen (Weg zum Bad 850 Meter, 50 Höhenmeter) oder des
Wackersdorfer Museumsareals mit Geotop und Tertiärwald ist möglich. Letzteres ist fast ein
Muss - schließlich liegt es unmittelbar am Weg. Das Industrie- und Heimatmuseum
in Wackersdorf erzählt die Geschichte von Ort, Gesellschaft und Industrie
des Orts im Wandel der Zeit und hält so die unsichtbare Vergangenheit sichtbar.
Apropos unsichtbare Vergangenheit: Wer rechter Hand an Wackersdorf
vorbeiradelt, werfe einen kurzen Blick nach links. Dort, wo sich heute die
Natur das Land vollständig zurückerobert hat, stand bis in die 1950er Jahre
Alt-Wackerdorf. Der Ort wurde abgerissen und am heutigen Standort wieder
aufgebaut, um an weitere Braunkohlevorkommen zu gelangen.
Der Weg führt weiter zum
Knappensee, dem kleinsten der Runde. Bis auf Wege und Sitzbänke ist der
Knappensee naturbelassen. Bitte hier nicht Baden - der See "gehört"
ganz unseren Grau- und Kanadagänsen. Beobachte deren Treiben, genieße die Eindrücke und Lichtspiele der Sonne auf der Wasseroberfläche, lausche dem Rauschen des Birkenlaubs und der Schilfgräser im Wind. Aus manchen
Perspektiven kannst du hier schon das Wahrzeichen des vierten, unseres
prominenten Sees, der nur durch einen kleinen Damm vom Knappensee getrennt ist, entdecken:
Die Erlebnisholzkugel am Steinberger See, die weltweit größte ihrer Art. Von
deren Aussichtsplattform in rund 40 Metern Höhe offenbart sich schnell der
besondere Reiz des Sees. Idyllische, naturnahe Bereiche treffen hier auf
Erlebnis und Action: Wasserski, Segeln, Adventure-Golf, Surfen, Tretbootfahren,
Stand-Up-Paddling, Badestrände, Restaurants und Cafés oder der Jugend- und
Familienfreizeitpark Movin’G’round. Kaum ein anderer Ort in der Region bietet
so vielseitige Möglichkeiten für Erholung, Sport und Freizeit - und alle liegen
direkt am Vier-Seen-Weg. Während der Umrundung des Steinberger Sees durchquerst du auch die Ortschaft Steinberg am See. Ähnlich wie in Wackersdorf besteht
auch hier die Möglichkeit für Halt und Rast. Ein besonderer Tipp ist das
Braunkohle- und Heimatmuseum in der Ortsmitte, das einzige Braunkohlemuseum in
ganz Süddeutschland. Auf liebevolle Weise halten Steinberger, die viele Epochen
der Geschichte noch selbst miterlebt haben, die Vergangenheit des Ortes
lebendig und dokumentieren die Geschichte der Bayerischen Braunkohlen Industrie
lückenlos. Von Steinberg am See geht es über den Vier-Seen-Weg zurück Richtung
Knappensee und über dessen Ostufer durch den Wald, vorbei an Heselbach nach
Grafenricht, auf den Grafenrichter Berg. Die gut fünfzig Höhenmeter bei mäßiger
Steigung werden mit einem traumhaften Ausblick über den im Westen liegenden
Steinberger See belohnt, über dem am Abend langsam die Sonne untergeht.
Schnaufe noch einmal gut durch, bevor es auf dem bekannten Weg entlang der
Industriestraße zurück zum Großparkplatz geht.Weitere Informationen: VG WackersdorfMarktplatz 192442 WackersdorfTel: +49 9431 / 7436-0info@wackersdorf.dewww.vg-wackersdorf.de